giovedì, 3. giugno 2021
Da Inés Mateos
Im 2019 starteten das Literaturhaus und die Kaserne Basel mit dem Institut Neue Schweiz INES das Projekt Atelier Neue Schweiz Basel, bei dem die Öffnung hin zur postmigrantischen Schweiz der beiden Kulturhäuser im Zentrum stand. Über den angestossenen Transformationsprozess spricht Inés Mateos von INES mit Sandro Lunin, dem Leiter der Kaserne Basel, und mit Katrin Eckert, der Leiterin des Literaturhaus Basel. Auf der Grundlage der Erfahrungen des Projekts sind zehn Empfehlungen erarbeitet worden.
Die Strukturen von Kulturhäusern müssen sich der Vielfalt öffnen, um Kohäsion und Chancengerechtigkeit in der Schweiz zu gewährleisten und selber zukunftsfähig zu werden. Das Literaturhaus Basel und die Kaserne Basel wollen der Vielfalt der Gesellschaft Rechnung tragen und ihre Institutionen öffnen. Um der Frage nachtzugehen, wie sie es als kulturelle Institutionen Basels schaffen können, Diversität und kulturelle Teilhabe in ihre jeweiligen Programmierungsprozesse und -inhalte umzusetzen und damit auch ein diverseres Publikum zu erreichen, gingen sie eine Kooperation mit dem Institut Neue Schweiz ein. Daraus entstand das Atelier Neue Schweiz Basel.
Atelier Neue Schweiz Basel – 50 Kulturschaffende tauschen sich aus
Die Kraft, die das Projekt zu Beginn entwickelte, hatte viel damit zu tun, dass in einem ersten Schritt 50 Leute für 2 Tage zusammengebracht wurden und sich in einem Openspace austauschen und Vorhaben artikulieren konnten. Die Teilnehmenden waren eine erste Selektion aus einer Zusammenstellung von rund 250 aus der Region Basel recherchierten Personen aus allen möglichen Sparten und Communities, die in irgendeiner Form mit Kunst & Kultur zu tun, eine Migrationsgeschichte und/oder Rassismuserfahrung haben und zum grössten Teil nicht schon per se zur Basler Kulturszene gehören.
Die Openspace Veranstaltung setzte bei allen Beteiligten vieles in Gang. Unter anderem entstand unter der Leitung eines Kurator*innenteams die zwei experimentell angelegte Veranstaltungen being here, doing this! in der Kaserne und im Literaturhaus. Sodann fand die Auseinandersetzung mit Themen wie «Awareness» oder «Critical Whiteness» Eingang in die Teams der Kaserne und des Literaturhauses. Einen wichtigen Effekt hatte das Projekt auch auf die Kooperationen zum Beispiel mit aktivistischen Gruppierungen, welche die beiden Institutionen nun bewusster vielfältiger eingehen. Ausserdem ist eine Sensibilisierung für Vielfaltsthematiken der Teams spürbar.
Basierend auf den Erfahrungen des Openspace, der Veranstaltungen in der Kaserne und im Literaturhaus Basel sowie der Auseinandersetzung in den Teams der beiden Kulturhäuser wurden Empfehlungen entwickelt.
Empfehlung 1: Vielstimmige Community aufbauen & Partner*innen identifizieren
Grosse Vielfalt ist zwar in der Gesellschaft vorhanden, Diversität in Kulturinstitutionen – und nicht nur in Kuturinstitutionen – hineinzuholen aber ein schwieriges Unterfangen. Meistens bewegt sich ein sehr abgesteckter Zirkel von Personen im Umfeld einer Institution, das gilt auch für die Kulturszene. Über eine Vervielfältigung von Wegen und Kontakten aus unterschiedlichen Communities andere Kulturschaffende «aufzuspüren», ist ein zwar aufwändiger Weg, aber die einzige Möglichkeit, überhaupt das Netzwerk zu erweitern und neue potentielle Partner*innen zu identifizieren und zu gewinnen. Dieses Communitybuilding ist längerfristig nötig, um den Zugang zu Vielstimmigkeit für die Häuser überhaupt aufzumachen und andere Kulturschaffende sichtbar werden zu lassen.
Empfehlung 2: Über Partnerschaften Vielfalt ins Haus holen
Das Projekt vermochte an beiden Abenden und in beide Institutionen ein anderes vielfältigeres Publikum ins Haus zu holen, sowohl was die Migrationsbiografie, wie auch was die Altersstruktur betrifft. Die Diversität im Publikum rekrutierte sich in erster Linie aus dem Openspace, viele der Teilnehmenden waren auch an den beiden Abenden zugegen und brachten andere aus ihren Communities mit. Aber auch aus dem Umfeld der Kurator*innen und beteiligten Künstler*innen fanden viele den Weg in die Kaserne und ins Literaturhaus – zu einem guten Teil auch Leute, die noch nie eines der beiden Häuser besucht hatten.
Das Atelier Neue Schweiz zeigte, dass das postmigrantische Thema von Anderssein und Zugehörigkeit, von Teilhabe und Partizipation, von inkludierenden Bildern und Narrativen sehr viele Menschen beschäftigt und anzusprechen vermag. Dass sie diese Themen im Normalbetrieb der Kulturinstitutionen nur selten repräsentiert sehen oder den Kulturhäusern erst über «Gewährsleute» aus ihrem eigenen Umfeld eine adäquate Verhandlung davon zutrauen, muss zu denken geben. Diese Einsicht kann aber auch ein Schlüssel sein: Um Diversität in die Häuser zu bringen – oder umgekehrt, Öffentlichkeit zu vervielfältigen –, müssen tragende Partnerschaften mit lokal vernetzten Menschen mit Migrationsgeschichte und Mehrfachzugehörigkeiten eingegangen werden. Wenn Menschen mit anderen Geschichten und Hintergründen aktiv mitgestalten, werden sie auch in das Kulturgeschehen mithineingezogen. Das hat konkrete Auswirkungen auf unterschiedlichen Ebenen: vorerst auf das Programm und auch auf das Publikum, darüber hinaus zeitigt es aber auch Effekte auf das Personal.
Empfehlung 3: «Auf Augenhöhe» kollaborieren und Hierarchien «verlernen»
Wenn es um einen grundsätzlichen Abbau von Barrieren geht, darf das Ziel der Öffnung sich aber nicht darin erschöpfen, gönnerisch marginalisierten Gruppen eine Plattform zu geben. Vielmehr geht es um eine grundlegend andere, kollaborative Herangehensweise an die Zusammenarbeit mit Akteur*innen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung, die etwa gemäss dem Autor Mark Terkessidis, eine umfassenden subjektive und institutionelle Veränderung in Kauf nimmt, ja begrüsst. Neben Routinen und Strukturen sind Hierarchien von Rollenbildern und Normen geprägt. «Auf Augenhöhe» kooperieren müsste demnach heissen, bestehende Hierarchien zu verstehen und gemeinsam, kontextsensitive Alternativen dazu zu entwickeln. Wünschenswert ist dabei, dass diese Zusammenarbeit nicht nur «neben» dem Programm verläuft (Stichwort: Vermittlung), sondern ein substantieller Teil davon wird. Das heisst, dass sie auch in Kooperationen mit anderen Institutionen oder in Verbindung mit internationalen und interkontinentalen Akteur*innen miteinbezogen wird.
Im Atelier Neue Schweiz wurde experimentiert, wie im steten Austausch mit den Häusern programmiert werden kann. Dabei war die vorübergehende Überwindung von Machtgefügen – wenn sie auch zuweilen an ihre Grenzen stiess – grundsätzlich einfacher, als man es hätte annehmen können. Das bedingte eine grosse Bewusstheit für das Experiment, wie auch den Willen, sich darauf einzulassen. Macht kontextsensitiv und verantwortungsvoll zu teilen, ist eine der grossen Herausforderungen bei der Öffnung von Institutionen. Dabei ist die Einsicht nützlich, dass es nicht utopisch darum geht, Macht komplett abzugeben, sondern Machtstrukturen überhaupt für alle bewusst zu machen. Wie man Ko-Kuration oder Arbeitsgruppen aufbauen kann, die zusammen mit den Kulturhäusern Einfluss auf die Programmierung nehmen, und überhaupt an Entscheidungsprozessen beteiligt werden können, bleibt deshalb eine der entscheidenden Fragen. Nur im stetigen, und immer neuen Experimentieren und Diskutieren können Antworten und Prozesse generiert werden, welche das Potential besitzen, die Praxis dauerhaft zu verändern.
Empfehlung 4: Prozesse und Routinen flexibilisieren
Im Atelier Neue Schweiz ging es auch darum, die künstlerischen Prozesse und strukturellen Bedingungen der beteiligten Häuser zu reflektieren, herauszufinden, wo Öffnung möglich ist und an welchen Stellen Barrieren gross sind. Herausfordernd im Prozess war der Widerspruch zwischen den streng festgelegten Abläufen und festen Zuständigkeitsbereichen und Hierarchien in den Betrieben und dem Projekt, das in seiner experimentellen Form als kollektiver Prozess zeitweise queer dazu stand. Ein banales Beispiel war die starre Einlasskontrolle am Abend in der Kaserne, die zwar institutionell sinnvoll war, aber gleichzeitig ausschliessend wirkte.
Geht man davon aus, dass Kulturhäuser Ressourcen zur Verfügung haben, die sie teilen wollen und sollen, stellt sich die Frage, wie stark vorhandene Strukturen die Öffnung behindern oder unterstützen. Institutionen in einer bestimmten Grössenordnung können zweifellos nur unter gewissen Rahmenbedingungen funktionieren. Zu glauben, dass es ganz ohne diese Setzungen geht, ist illusorisch. Dennoch gehört es zum Prozess der Öffnung dazu, genau hinzuschauen, welche Setzungen unabdingbar sind und welche sich vielleicht auch, vielleicht auch mal nur kurzfristig, flexibilisieren lassen.
Zwei Aspekte in Zusammenhang mit dem Projekt eignen sich dabei zum Weiterdenken: Zum einen der auf Langfristigkeit ausgelegte Planungsbedarf von Häusern, zum anderen, die klare Vorstellung strikter Abläufe. Einerseits beinhalten partizipative Prozesse einen viel höheren Grad an Unsicherheit und Unplanbarem. Andererseits existieren ganz andere, spontanere und improvisiertere Arbeitsweisen und Vorstellungen von guter Praxis und Professionalität, als nur die eine, die wir verinnerlicht haben. Öffnung bedeutet auch, sich diesen anderen Vorstellungen, die gerade in von Vielfalt geprägten Zusammenhängen stärkere Prävalenz haben, zu stellen. Sich experimentell darauf einzulassen, heisst auch, es zu wagen, festgefahrene (und vielleicht auch bewährte) Prozesse zu flexibilisieren und implizite Annahmen, Identitäten und Setzungen in Frage zu stellen.
Empfehlung 5: Teams sensibilisieren
Wenn Partnerschaften auf Augenhöhe eingegangen werden, findet eine Anbindung anderer Player statt, die andere Künstler*innen und ein vielfältigeres Publikum ins Haus bringen. Dies hat auch eine Auswirkung auf die Arbeit der regulären Teams.
Auch im Atelier Neue Schweiz hat die Präsenz von Kurator*innen und Künstler*innen mit verschiedenen sozialen und kulturellen Hintergründen in den Häusern zu einer Sensibilisierung für die Thematik der Öffnung und Teilhabe in den Teams geführt. Der Austausch hat auch den Effekt gehabt, dass auch in anderen Bereichen neue Kontakte für weitere Zusammenarbeit genutzt wurden.
Nun sollte es in den beiden Häusern gezielt darum gehen, Fragen zu Mehrfachzugehörigkeit, zu Vielfalt, Migration und Rassismus, die im Prozess aufgetaucht sind, auch mit den Teams weiter zu bearbeiten. Da eine vielfältigere Zusammensetzung im Personal eher zu den längerfristig realisierbaren Veränderungen gehört, sollte auf die systematische Erweiterung der Diversitätskompetenz aller Mitarbeitenden gesetzt werden. Diese Kompetenz soll in das Wissen und die Struktur der Institution Eingang finden und eben nicht an einzelne Mitarbeitende, die Minderheiten zu repräsentieren scheinen, delegiert werden. Diversitykompetente Teams sind eine wichtige Voraussetzung, um eine Kultur der Öffnung ernsthaft voranzutreiben.
Empfehlung 6: Räume zur Verfügung stellen & experimentell Formate entwickeln
Soweit es ihren Möglichkeiten entspricht, sollten Kulturhäuser dem von vielen Kulturschaffenden hervorgebrachte Anliegen, Räume und Auftrittsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, nachkommen. Schon nur die Ermöglichung eines regelmässig zugänglichen Proberaumes oder Stammtisches kann einen Ort der Begegnung und des Austausches schaffen, der Communities ins Haus holt und sie daran bindet. Ein offenes Haus kann ein starkes Symbol für die Zugänglichkeit und Öffnung darstellen.
Das Atelier Neue Schweiz hat gezeigt, dass die Arbeit am Format weiterhin relevant bleibt. Wie gemeinsam mit den unterschiedlichsten Playern Formen entwickelt werden können, die offene Partizipation zulassen und gemeinschaftlich etwas wachsen lassen, bleibt weiterhin eine zentrale Frage für die kuratorische und kulturelle Praxis einerseits, und das Kulturmanagement anderseits. Voraussetzung dabei ist gerade im postmigrantischen Kontext ein Kulturbegriff, der sich immer wieder dynamisch verändert, gesellschaftspolitisch öffnet und punktuell konkretisiert. Oberstes Ziel muss dabei nicht die perfekte, einzelne Produktion sein, sondern vielmehr der gemeinsame Prozess sein. Der Wille zum Experimentellen mit der realen Option zu scheitern und zu lernen, bleibt hier gefragt und setzt entsprechenden Mut von den Kulturhäusern voraus.
Empfehlung 7: Spartenübergreifend denken und ästhetische Zwischenräume schaffen
Im Prozess des Atelier Neue Schweiz wurde sichtbar, dass Spartengrenzen relativ und zuweilen einengend sein können. Viele Künstler*innen denken und entwickeln ihre Kunst über die Spartengrenzen hinweg. Das tun nicht nur Künstler*innen mit Migrationsbiografie und Rassismuserfahrung, aber diese vielleicht in stärkerem Ausmass, da sie oft weniger den kanonischen und institutionellen Normen entsprechen (können). Wenn Kulturproduktionen diversifiziert und demokratisiert werden, gerät auch die Einteilung in starre Sparten in Bewegung. Ästhetische Setzungen und Konventionen werden dadurch nicht unbedingt ausser Kraft gesetzt, aber doch stärker hinterfragt. Im besten Fall werden sogar neue ästhetische Zwischenräume eröffnet.
Für Häuser mit einem klaren Spartenauftrag, wie etwa das Literaturhaus, kann es zwar schwierig erscheinen, über die Grenze der Literatur hinaus zu programmieren, es kann aber auch eine Chance bergen; nicht zuletzt weil andere Kunstformen neue Ausdrucksmöglichkeiten für die Literatur bieten können. Dasselbe gilt natürlich auch für andere Sparten, ist aber etwa für ein Mehrspartenhaus wie die Kaserne etwas einfacher, weil es stärker übergreifend arbeiten kann und das zeitweise ja auch schon tut.
Es braucht Mut, Konventionen in Frage zu stellen, auch weil es bestimmte Vorstellungen von zeitgenössischer Ästhetik, von der Abgrenzung zu Folklore oder Laienkunst bis hin zur Einschätzung, was denn eigentlich relevante Kunst ist, neu zu befragen gilt. Der Gewinn wären eine nachhaltig innovative ästhetische und kulturpolitische Praxis sowie die Resonanz eines vielfältiger interessierten Publikums, das sich in hybriden Formen stärker zuhause fühlt.
Empfehlung 8: Gemeinsam Diskurse führen und hinterfragen
Wenn es um Diversität in der Kulturszene geht, und insbesondere um das Thema Migration, sind Diskursformationen wirksam, die wir auch aus Antidiskriminierungspolitiken in anderen Zusammenhängen kennen. Im Atelier Neue Schweiz zeigten sich vor allem drei Diskurskomplexe:
Qualität und Professionalität: Wir alle haben Vorstellungen davon, was gute Kunst oder hochstehende Kultur sind, nur bedingt aber lassen sich diese Vorstellungen in messbare Kriterien übersetzen. Die Bühne wird selten explizit Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung gegeben. Wenn es doch geschieht, und dazu noch mit ästhetischen Zugangsweisen, die wenig bekannt sind, durchkreuzt dies oft Wahrnehmungsroutinen. Dabei können Irritationen entstehen, die sich in einer Qualitätsdiskussion entladen können. Ohne die Frage der Qualität oder Professionalität zu disqualifizieren, muss jedoch gefragt werden, gemäss welchem Kanon und institutionell verankerter Verhältnisse Qualität definiert wird. (Schon länger bekannt ist dieses Phänomen aus der Beurteilung von Frauen in so genannten Männerbereichen. Je ungewöhnlicher es ist, dass jemand aus einer «Minderheit» eine bestimmte Position einnimmt, desto kritischer wird beurteilt. Dass dabei in unzulässiger Weise Diversität und Qualität gegeneinander ausgespielt werden, wird uns nicht bewusst.)
Identität und kulturelle Aneignung: Sind Diskriminierungserfahrungen übertragbar? Welche Rolle spielt die Hautfarbe? Wer darf was auf einer Bühne zeigen? In wessen Namen reden wir? Mit wem reden wir überhaupt (noch)? Das sind Fragen, die schon lange auf anderen Bühnen, in Museen und Kulturhäusern rund um den Globus virulent sind. Mit dem Atelier Neue Schweiz kamen sie auch nach Basel und lösten grosse Kontroversen rund um die Produktionen aus. Dabei entspannten sich auch im Kuratorium, unter den Teilnehmenden des Openspace und im Publikum zuweilen interessante Diskussionen. Schade war, dass weder das Projekt noch die Häuser in der Lage waren, diese weiterzuverfolgen und produktiv fruchtbar zu machen. Vielmehr blieb man immer wieder in einer Art schwierigen Pattsituation zwischen Anschuldigungen, Identitätslogiken und Opferkonkurrenz gefangen. Dabei zeiget sich sowohl Dringlichkeit der Anliegen, aber auch Überforderung aller Beteiligten.
Damit verbunden – die Frage der Repräsentation: Die Frage, wie man die gelebte Vielfalt der Schweiz, wie Minderheiten und Diskriminierung zu repräsentieren vermag, war auch im Atelier Neue Schweiz zentral. Der einfachste Weg, nämlich sichtbare Diversität auf die Bühne zu bringen – und d.h. in diesem Fall People of Colour, Mensch mit einer sichtbaren Behinderung, Queer, Transmensch, Mensch mit einer Geschlechtsvariante (Inter) – bewährte sich zweifellos auch hier. Es bleibt aber der einfachste Weg und er birgt die Gefahr, dass Mehrfachzugehörigkeit nur noch über repräsentierbare Sichtbarkeit ausgestellt und verhandelt wird. Die Zwischentöne und Geschichten von viel leiseren Diskriminierungserfahrungen (z.B. sozialer Ungleichheit oder struktureller Bildungsbenachteiligung), die nicht direkt in dieser äusserlich sichtbaren Form plakativ personifiziert repräsentierbar sind, finden damit nach wie vor keinen Zugang zu den Bühnen und in die Kulturhäuser, sie sind aber gerade in historischer Hinsicht absolut relevant für die Narration einer postmigrantischen Schweiz. Eine intersektionelle Repräsentationsweise, die verschiedene Ebenen der Ungleichheit einbezieht, sollte daher konsequenter reflektiert werden, ohne in einen Tokenism zu verfallen. Repräsentation in einem weiten Sinn verstanden, erfordert demnach nicht eine essentialistische Weise der Vertretung (quasi: wer spricht?), sondern eine kollektive Kultur der Darstellung und Verkörperung von Differenz und Vielfalt (wie sprechen wir gemeinsam über uns alle?)
Dass die beschriebenen Diskurskomplexe Irritation hervorriefen, viel Energie banden und zum Teil bis zum Ende unaufgelöst blieben, zeigt, dass noch viel Arbeit ansteht, aber auch, dass die relevanten, ungelösten gesamtgellschaftlichen Fragen angegangen wurden. Das Atelier Neue Schweiz hat insofern Einsichten in die Konstruktion öffentlicher Kultur und Vielfalt eröffnen können, dass es den Finger auf den wunden Punkt gelegt hat. Die Biasfalle stellt sich auch aufgeklärten, vielfaltsoffenen und bewussten Institutionen und Communities. Dass man einen bestimmten Grad an Bewusstheit für Vielfalt, Rassismus und Diskriminierung hat, bedeutet noch nicht, dass man nicht Logiken und Diskursen folgt, die Ausschlüsse – wenn auch anderer Art – eher befördern als verhindern. Durch die gemeinsame Auseinandersetzung mit Inhalten und Ästhetiken entsteht Reibung, die zuweilen anstrengend und zeitintensiv ist. Der Prozess hat gezeigt, dass die Auseinandersetzung zugelassen werden und ihr Raum eingeräumt werden muss – mit dem Ziel aus dieser Reibung in einen Reflexionzusammenhang zu gelangen, der diese diskursiv fruchtbar macht, ohne einfach vorhandenen Diskursformationen zu folgen. Das Atelier Neue Schweiz war dort besonders stark, wo diese Auseinandersetzung geführt und initiiert wurden, intern aber auch auf der Bühne, beim Apéro oder auch in der Nachbearbeitung. Unterschiedliche kritische und vielfältige Räume für Diskurs und Diskussion sind allenfalls nicht einfach Rahmenprogramm sondern Kernaufgabe von Kulturinstitutionen. Nur so kann die Neuverhandlung kultureller Repräsentation von Vielfalt und Zugehörigkeit in der postmigrantischen Schweiz stattfinden.
Empfehlung 9: Strategie entwickeln
Wenn man die klassischen institutionellen Öffnungsbereiche betrachtet (Programm – Publikum – Personal – Partnerschaften), so hat der Prozess mit dem Atelier Neue Schweiz wertvolle Ergebnisse auf unterschiedlichen Ebenen gebracht. Dabei versteht sich von selber, dass Fortschritte in den einzelnen Bereichen nicht unabhängig voneinander, sondern eng miteinander verwoben sind. Deklariertes Ziel des Projektes war es, durch ein verändertes Programm ein anderes Publikum anzusprechen, was mit beiden Veranstaltungen zweifellos gelang. Das veränderte Programm und die neuen Partnerschaften vermochten ein anderes Publikum anzuziehen, und andere Herangehensweisen brachten eine erste Sensibilisierung der Teams mit sich. Insgesamt kann man bei beiden Häusern sicher von einer Wirkung auf die gesamte Institution sprechen.
Allerdings wäre es naiv zu glauben, dass damit die Häuser geöffnet und die Arbeit erledigt ist. Öffnungsprozesse sind eine langwierige Angelegenheit, weil sie so Grundsätzliches wie Strukturen, Arbeits- und Umgangskultur sowie die Haltung der Institutionen selbst betreffen. Das Atelier Neue Schweiz hat aber mit Sicherheit den Reflexionsraum für eine Öffnung geschaffen und Anstösse dazu gegeben. Es war so zu sagen der Kickoff für einen viel längerfristigen Veränderungsprozess in Richtung Öffnung und Vielfalt. Wichtig ist es nun, diesen Anstoss zu nutzen und das Ziel der Öffnung systematisch zu verfolgen.
Unabdingbare Voraussetzung dafür bleibt der Wille zur Veränderung der Institutionen. Dieser zeigt sich unter anderem auch in die Investitionen in Personal und andere Ressourcen. Denn Vielfalt ist nicht umsonst zu haben, auch das hat das zeit- und arbeitsintensive Projekt gezeigt. Es benötigt eine langfristige Strategie mit entsprechenden Umsetzungsmassnahmen auf allen Ebenen. Es braucht diversitätskompetentes Prozess- und Umsetzungswissen. Und damit es nicht bei Wunschdenken und Lippenbekenntnissen bleibt, braucht es auch die entsprechenden Controllingmechanismen. Nur so können die Häuser auf eine Öffnung zusteuern, an deren Ende auch ein vielfältigeres Personal Eingang in die Teams findet. Fruchtbar scheint dabei die Haltung, dass eine strategische Öffnung nicht eine einfache Managementfrage ist, die Antidiskriminierungsarbeit oder blosses Audience Development bezweckt. Stattdessen beinhaltet der Prozess, dass gemäss der «Regeln der Kunst» neue ästhetische Ansätze entwickelt werden können und eine gesellschaftspolitisch relevantere öffentliche Kultur entsteht.
Dass sowohl Kaserne, wie Literaturhaus mit zwei weiteren Basler Kulturinstitutionen nun Teil eines mehrjährigen von der Abteilung Kultur initiierten und professionell begleiteten Prozesses der Öffnung sind, kann durchaus als direkter Effekt des Ateliers Neue Schweiz gewertet werden.
Empfehlungen an die Förderinstitutionen
Um den Anstoss für einen Öffnungsprozess zu bekommen, benötigen Kulturinstitutionen Kooperationen wie diese im Atelier Neue Schweiz. Solche Projekte ihrerseits sind existentiell von Förderung abhängig. Insgesamt sind Förderinstitutionen prägend für das Kulturgeschehen in der Schweiz und prägen damit die Strukturen mit. Sie haben deshalb eine wichtige Funktion bei der Öffnung der Institutionen. Die folgenden vier Empfehlungen für die Förderinstitutionen ergeben sich aus der Erfahrung, die wir im Atelier Neue Schweiz gemacht haben:
Diversität in der Spartenförderung verankern: Extra Förderung für die Anliegen der Teilhabe und Öffnung von Kulturinstitutionen ist sicher ein guter Anfang. Ein vielfältigeres Verständnis von zeitgenössischem Professionellen Kulturschaffen, und damit auch die Einbindung von Kulturschaffenden mit Migrationsgeschichten und Rassismuserfahrungen aller Art muss aber dringend Eingang in die Spartenförderung finden, sowohl auf nationaler, wie auch auf kantonaler Ebene, in der öffentlichen Förderung, sowie im privaten Stiftungswesen. Es gehört als wichtiger transversaler gesellschaftlicher Anspruch ins Kerngeschäft der Kulturförderung. Dazu kommt mit Fokus auf die postmigrantische Gesellschaft, dass spannende, community-orientierte Projekte, oft an der Schnittstelle von Kultur (professionell/Laien), Integration und Soziokultur angesiedelt sind. Und so oft zwischen «Stuhl und Bank» fallen.
Kanon hinterfragen: Wegweisend für den Zugang und die Teilhabe von vielfältigeren Künstler*innen und neuen Projekten ist das Bewusstsein dafür, dass unserem Kunstverständnis gewachsene Vorstellungen von Professionalität, Qualität und Zeitgenossenschaft zugrunde liegen, die einem «westlichen», weissen und elitären Kanon gehorchen. Nur wenn wir bereit sind, dessen Zustandekommen zu reflektieren und seine Prämissen zu hinterfragen, wird auch Platz für andere Zugänge entstehen können. Dies ist ein komplexer Prozess, der die Bereitschaft zur Auseinandersetzung, Zeit und Ressourcen braucht.
Förderlogik aufbrechen: Im Atelier Neue Schweiz konnte eine Differenzerfahrung stattfinden, die viel Wissen zu Bedingungen von Teilhabe und zur Öffnung der Institutionen generiert hat. Eine der grossen Schwierigkeiten des Projektes bestand allerdings darin, die im Förderantrag zum Teil vorweggenommenen Ergebnisse zu erfüllen und der Logik der Produktion als «dem» massgebende Endprodukt zu genügen. Dabei wurde im Verlauf klar, dass a) in partizipativen Prozessen – wird Partizipation wirklich ernst genommen – keine Resultate vorweggenommen werden können, und dass b) es zu kurz greift, ein Projekt, das sich als Prozess versteht, isoliert nur anhand des ästhetischen Outputs seiner Produktionen zu beurteilen (der wiederum am herrschenden Kanon gemessen wird). Wenn es um die Veränderung von gewachsenen Strukturen geht, muss die Förderung deshalb viel stärker in offene Prozesse investieren, in denen auch scheitern als Teil von Lernprozessen möglich und richtig ist und in denen dazu ermutigt wird, sich Zeit für Reflexion zu nehmen. Nur die Ermöglichung solcher Prozesse können auch in den Institutionen nachhaltige strukturelle Veränderungen in Richtung Öffnung bewirken.
Community-Aufbau unterstützen: Das Atelier Neue Schweiz hat gezeigt, wie wichtig es für die Öffnung der Institutionen ist, auf ein Netzwerk von Kulturschaffenden mit Migrationsbiografie und Rassismuserfahrung zurückgreifen zu können. Das Vernetzungsbedürfnis wurde unter den Teilnehmenden des Openspace klar artikuliert und ist auch ein klares Desiderat der Kulturinstitutionen. Die Mechanismen des Ausschlusses funktionieren über Unsichtbarkeit. (Das Phänomen ist auch aus der Frauengleichstellung bekannt; Politikerinnen, Expertinnen, Künstlerinnen gibt es nicht, es sei denn man macht sich auf die Suche.) Das heisst, dass Kulturschaffende mit Migrationsbiografie und Rassismuserfahrung oft zuerst identifiziert werden müssen, um überhaupt in einem Netzwerk zum Tragen zu kommen. Und ein Netzwerk muss unterhalten werden, damit es sich entfalten kann. Solches ist mit Aufwand verbunden, den sich kaum eine Institution leisten kann. Die Förderinstitutionen sollten hier investieren.
Das Atelier Neue Schweiz Basel wurde möglich dank der Förderung durch:
Abteilung Kultur Basel-Stadt
Christoph Merian Stiftung
Gwärtler Stiftung
Pro Helvetia
Dankeschön!
mercoledì, 14. settembre 2022
Da Asmaa Dehbi, Vorstandsmitglied INES
Diversity ist das Wort der Stunde und scheint Garant für eine gerechte und plurale Gesellschaft zu sein. Mit dem Erhalt des Swiss Diversity Awards in der Kategorie «Religion» nimmt die Preisträgerin und INES-Vorstandsmitglied Asmaa Dehbi eine kurze Einordnung des Diversitätsbegriffs vor.
giovedì, 19. maggio 2022
Da Fanny de Weck & Tarek Naguib
Fanny de Weck und Tarek Naguib diskutieren über die Möglichkeiten und Grenzen des Rechts im Kampf um ein Ausländer-, Asyl- und Bürgerrecht frei von Willkür und dafür mehr Gerechtigkeit. Dabei sind sie sich nicht immer einig, was mit einem Rechtsstreit vor Gericht erreicht werden kann und was nicht: wo seine Potenziale und wo seine Grenzen liegen? Letztlich geht es ihnen aber beiden darum, dass die Grund- und Menschenrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung auch umgesetzt werden - und dafür muss gekämpft werden.
giovedì, 23. dicembre 2021
Da Institut Neue Schweiz
In diesem letzten Blog-Beitrag im 2021 geben wir einen Einblick in die vier Vernissagen zum jüngst erschienenen HANDBUCH NEUE SCHWEIZ. Uns war es wichtig, Themen aufzugreifen, die das Institut Neue Schweiz INES auch im kommenden Jahr beschäftigen werden: ein neues Bürgerrecht, eine vielstimmige Bürger:innenschaft, diskriminierungsfreie Teilhabe und eine Schweiz, die für ihr globales Handeln Verantwortung übernimmt.
venerdì, 10. settembre 2021
Da Anisha Imhasly
An einem Samstagnachmittag anfangs Juni fanden sich rund fünfzig Menschen in der Gessnerallee Zürich ein, um auf Einladung von INES unter dem Titel „Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte“ zu erfahren, wie es um diese Vielfalt in der Kultur bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund eines zentralen Anliegens seitens INES: Nämlich, dass sich die demografische Realität der Schweiz in seinen Institutionen – etwa in Politik und Verwaltung, Recht, Medien, Bildung und Kultur – viel stärker abbilden muss. Was hier folgt, ist eine subjektive Einordnung der Diskussionen bzw. einige weiterführende Gedanken zum Thema.
domenica, 30. maggio 2021
Da Institut Neue Schweiz und Demokratische Juristinnen und Juristen Zürich
In der Schweiz können seit je her Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind, ausgeschafft werden. Nur weil sie den Schweizer Pass nicht besitzen. Mit Annahme der Ausschaffungsinitiative und Verschärfungen im Bürgerrecht hat sich die Situation noch mehr verschlechtert. Rechtsanwalt Babak Fargahi, Filmhistorikerin Marcy Goldberg, Buket Bicer-Zimmermann, Schwester eines in die Türkei ausgeschafften Secondo, und Ständerat Paul Rechsteiner haben am 24. Mai 2021 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kosmopolitics über diese Missstände gesprochen. Hier kann das Video angesehen werden.
venerdì, 30. giugno 2023
Da Tarek Naguib
Um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, braucht es laut INES eine verfassungsrechtliche Regelung, welche ein Gesetz zur Bekämpfung von Diskriminierung und Förderung der Gleichstellung verlangt. In diesem Sinne entwickelte INES-Co-Geschäftsleiter und Jurist Tarek Naguib eine Vorlage für ein Rahmengesetz zur Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung.
venerdì, 1. maggio 2020
Da INES Istituto Nuova Svizzera
La pandemia del coronavirus non è solo una crisi sanitaria, ma anche sociale ed economica. Molte persone sono minacciate dalla disoccupazione, dipenderanno dall'aiuto sociale e dovranno indebitarsi, anche in Svizzera. Ciò ha enormi conseguenze finanziarie e sociali, ma anche - cosa che molti non sanno - legali. Il criterio dell'"integrazione economica" svolge un ruolo decisivo nelle decisioni relative al permesso di residenza e alla naturalizzazione. La pandemia del coronavirus è quindi una minaccia esistenziale per molte persone. Ciò riguarda potenzialmente un quarto della popolazione residente che non ha la cittadinanza svizzera, ma che sostiene e contribuisce a costruire il paese quotidianamente.
lunedì, 16. gennaio 2023
Da Institut Neue Schweiz
Eine Runde der Schweizer Think-Tanks und Foresight Organisationen ist 2022 zusammengekommen, um über die Herausforderungen für die Demokratie zu diskturieren. Das Treffen fand auf Einladung der Stiftung Mercator Schweiz und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft statt. Ziel war es, offensichtliche wie verborgene Entwicklungen zusammenzutragen sowie konkrete Massnahmen zur Stärkung und Entwicklung der Demokratie der Schweiz zu identifizieren.
mercoledì, 14. settembre 2022
Da Asmaa Dehbi, Vorstandsmitglied INES
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giovedì, 23. dicembre 2021
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venerdì, 1. maggio 2020
Da INES Istituto Nuova Svizzera
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giovedì, 19. maggio 2022
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Fanny de Weck und Tarek Naguib diskutieren über die Möglichkeiten und Grenzen des Rechts im Kampf um ein Ausländer-, Asyl- und Bürgerrecht frei von Willkür und dafür mehr Gerechtigkeit. Dabei sind sie sich nicht immer einig, was mit einem Rechtsstreit vor Gericht erreicht werden kann und was nicht: wo seine Potenziale und wo seine Grenzen liegen? Letztlich geht es ihnen aber beiden darum, dass die Grund- und Menschenrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung auch umgesetzt werden - und dafür muss gekämpft werden.
venerdì, 10. settembre 2021
Da Anisha Imhasly
An einem Samstagnachmittag anfangs Juni fanden sich rund fünfzig Menschen in der Gessnerallee Zürich ein, um auf Einladung von INES unter dem Titel „Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte“ zu erfahren, wie es um diese Vielfalt in der Kultur bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund eines zentralen Anliegens seitens INES: Nämlich, dass sich die demografische Realität der Schweiz in seinen Institutionen – etwa in Politik und Verwaltung, Recht, Medien, Bildung und Kultur – viel stärker abbilden muss. Was hier folgt, ist eine subjektive Einordnung der Diskussionen bzw. einige weiterführende Gedanken zum Thema.
venerdì, 30. giugno 2023
Da Tarek Naguib
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lunedì, 16. gennaio 2023
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